"Für uns sind die Teamrennen die Krone des Triathlons"

02.09.2021 –  thorsten eisenhofer

Uwe Drescher steht mit dem Triathlon Team DSW Darmstadt II vor dem erneuten Titelgewinn in der Zweiten Liga Süd. Er hat uns verraten, warum er nicht unbedingt in der Ersten Liga starten möchte, was es mit dem Titel „Mister Zweite Liga“ auf sich hat und was für ihn die Krone des Triathlonsports ist.

Uwe Drescher

Uwe, Glückwunsch zum Sieg. Es war ein hartes Stück Arbeit.

Es ist ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen kann. Bei Moritz Göttler war heute Morgen die Schaltung defekt. Wir haben erst gedacht, wir müssen zu dritt starten, konnten dann aber zum Glück noch ein Ersatzrad für ihn organisieren. Wir sind dann zusammen mit den Würzburgern auf die Radstrecke gegangen, haben schnell die Führung übernommen und diese bis auf knapp eine Minute ausgebaut. In der letzten Runde ist dann Nils Huckschlag gestürzt. Eigentlich war geplant, dass Nils durchläuft. So mussten wir Lars Anders über die Laufstrecke schieben. Die 20 Sekunden, die wir nach dem Radfahren noch Vorsprung hatten, haben wir irgendwie, mit viel anbrüllen und schieben, nach Hause gebracht. Es ist umso schöner, dass wir es mit solch einer Willens- und Teamleistung zum Sieg geschafft haben.

Ihr seid ja auch Experten, was Erfolge in Teamrennen angeht.

Für uns sind die Teamrennen die Krone des Triathlons. Deswegen machen wir den Sport. Es ist immer besonders geil, wenn man zu viert als Sieger über die Ziellinie läuft.

Hast du mitgezählt, wie viele Zweitligarennen du im Team schon gewonnen hast?

Ich habe mitgezählt, wie viele ich nicht gewonnen habe. Ich glaube, es waren nur zwei (lacht).

(überlegt kurz) Demnach müssten es acht Rennen gewesen sein, die ich gewonnen habe.

Was bedeutet dir ein Teamerfolg in einem Zweitligarennen?

Ich weiß, wo mein Platz ist: in der Zweiten Liga. Wir haben in Darmstadt das Privileg, dass wir eine Trainingsgruppe mit 15 Athleten haben, alles Sportler, die mindestens Zweitliganiveau haben. Mir persönlich macht es viel mehr Spaß, in der Zweiten Liga um Topplatzierungen und um Siege mitzukämpfen, als in der Ersten Bundesliga auf Platz 60 ins Ziel zu kommen – wenn es gut läuft. Die Zweitligarennen sind die Wochenenden, auf die ich den ganzen Winter über hinfiebere. Es macht mir immer noch unfassbar viel Bock.

Kannst du mit dem Titel Mister Zweite Liga leben?

Ich sehe das als Auszeichnung. Ich habe seit 2016 mit zwei Ausnahmen (in dem Jahr, in dem er eine Langdistanz absolvierte, Anm. d. Red.) alle Zweitligarennen gemacht. Ich glaube, es gibt in Deutschland keinen Athleten, der so viele Zweitligarennen absolviert hat wie ich, so viele Siege sowieso nicht. Ich weiß, dass es meine Aufgabe ist, in der Zweiten Liga zu starten und in der Ersten Liga die Jungs als Teamleiter über die Strecke zu schreien.

In der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga warst du noch nie am Start. Reizt dich das nicht?

Ich sehe bei Mika (Noodt, Anm. d. Red.) und Henry (Graf, Anm. d. Red.) jeden Tag im Training, wie groß der Leistungsunterschied ist. Wir haben genug gute Athleten für die Erste Liga, deren Platz auch da ist. Und ich habe einfach sehr viel Spaß daran, in der Zweiten Liga um den Sieg mitzumischen.

Was macht euer Team aus?

Die Breite des Kaders. Wir haben 15 Leute, die mindestens Zweitliganiveau haben. Wir haben dieses Jahr die Zielsetzung geändert. In den vergangenen Jahren musste es immer unbedingt der Titel sein. Wir haben Topleute starten lassen, teilweise sogar auswärtige Athleten. Dieses Jahr ging es einfach und alleine darum, dass alle aus der Trainingsgruppe mindestens ein Zweitligarennen absolvieren. Am Ende der Saison werden wir zwölf verschiedenen Athleten eingesetzt haben, niemand war zweimal Streichergebnis, jeder hat also etwas zur Meisterschaft, die wir vermutlich trotzdem gewinnen werden, beigetragen. Das ist ein tolles Gefühl und macht das Team aus.

Der Titelgewinn wäre für euch der dritte in Folge.

Normalerweise gehen die Teams, die den Titel holen, in die Erste Liga hoch (eine zweite Mannschaft kann nicht aufsteigen, Anm. d. Red.). Daher wäre es Rekord, dreimal in Folge Süddeutscher Meister zu werden. Wir haben uns 2019 zum Ziel gesetzt, in allen Klassen, in denen wir antreten, Meister zu werden. Von der Hessenliga bis zur Zweiten Liga ist uns das 2019 dann auch gelungen.

Das scheint auch dieses Jahr wieder zu klappen.

Stimmt. Nur die Erstliga-Jungs versagen wieder (lacht).

Werden in den kommenden Jahren weitere Titel folgen?

Ich hoffe, dass Freilassing und Würzburg in der kommenden Saison starke Mannschaften aufstellen, sodass es mal bis zum letzten Rennen spannend ist im Titelrennen und dass es am besten in einem Teamrennen im letzten Wettkampf entschieden wird, wer Meister wird. So wie 2017 auf den letzten 500 Metern zwischen Heidelberg und uns. Das würde ich mir wünschen. Das sind die Erlebnisse, die einen wieder hochziehen, wenn es im Training mal nicht mehr läuft.

Und das Ganze mit einem guten Ende für euch?

Natürlich. Ich hätte Bock, ein viertes Mal Süddeutscher Meister zu werden.

Würdest du im Einzel gerne mal das Podium erreichen?

Ich erreiche konstant Platzierungen zwischen Rang fünf und 15. Natürlich wäre es ein Traum, auch mal bei einem Zweitligarennen im Einzel auf dem Podium zu stehen. Solange wir mit dem Team gewinnen, kann ich es aber auch verschmerzen, wenn es nicht so ist.