"Ich dachte: Jetzt strenge dich noch mal richtig an, es ist das letzte Mal, dass du das machst"
18.06.2025 – thorsten eisenhofer

Uwe, wie ist die Gefühlslage kurz vor deinem letzten Wettkampf als Athlet in der 2. Liga Süd?
Wir haben am vergangenen Freitag (13. Juni, Anm. d. Red.) ein Koppeltraining mit Fahren auf der Rolle und Laufen auf der Bahn gemacht. Das ist eine echt harte Einheit, und beim letzten Durchgang habe ich gedacht: Jetzt strenge dich noch mal richtig an, es ist das letzte Mal, dass du das machst.
Ich merke derzeit, dass ich einige Dinge ein letztes Mal mache. Das ist ein komisches Gefühl, wenn man etwas so lange gemacht hat.
Also ist schon viel Wehmut dabei?
Was heißt Wehmut? Es ist ein Lebensabschnitt, der zu Ende geht, Ich mache seit meinem zwölften Lebensjahr Leistungssport, starte seit zwölf Jahren in der 2. Liga.
Dass ich jetzt als aktiver Triathlet aufhöre, hat ja einen schönen Grund: ich werde Vater. Ich bin happy, dass ich so selbstbestimmt meine Karriere beenden kann und nicht aufhören muss, weil ich verletzt bin oder weil ich nicht mehr aufgestellt werde. Bald beginnt ein neuer Lebensabschnitt und eine neue Herausforderung - und ich freue mich darauf.
Dein erstes Rennen war der Wettkampf der 2. Liga in Neckarsulm 2016. Welche Erinnerungen hast du daran?
Der Einsatz kam sehr, sehr überraschend. Benny (Benjamin Knoblauch, DSW-Trainer, Anm. d. Red.) hat mich eine Woche vorher gefragt, ob ich es mir aufgrund der guten Ergebnisse im Training vorstellen könnte, in der 2. Liga zu starten. Ganz ehrlich: Ich konnte es mir nicht so wirklich vorstellen, bin dann aber doch gestartet und habe ein Top-Ten-Ergebnis (Rang acht, Anm. d. Red.) erzielt.
Das war dann auch meine Range für die kommenden Jahre, Platz fünf bis 15. Wenn es mal schlecht lief, Top 20. Ich war selten bester DSWler, aber wichtig für die Team-Punkte.
In all den Jahren war ich nur zweimal das Streichergebnis, einmal nach einem Sturz und 2023 beim Teamwettkampf in Viernheim war die taktische Entscheidung, dass ich mich auf dem Rad verausgabe und aussteige.
Du kommst bisher auf die imposante Anzahl von 43 Liga-Starts.
Ich habe seit meinem Debüt nur ein einziges Zweitliga-Rennen ausgelassen, Trebgast 2019. Am selben Tag habe ich meine einzige Langdistanz absolviert (Ironman Frankfurt, Anm. d. Red.). Ich weiß noch, dass ich der Frau von Thomas (Pignede, damaliger Teamleiter der DSW-Ligateams, Anm. Red.), die in Frankfurt am Streckenrand stand, zugerufen habe, sie solle mir sagen, wie das Trebgast-Rennen ausgegangen ist (der DSW hat gewonnen, Anm. d. Red.).
Was war dein schönster Moment in der 2. Liga?
Ich habe zwar mal ein Einzelpodium erreicht, aber das war nicht so besonders für mich, weil ich mich da nicht zusammen mit anderen freuen konnte. Gewinnt man zusammen, kommen viel mehr Emotionen auf.
Der erste Titelgewinn mit dem DSW 2018, perfekt gemacht in einem Teamrennen, war ein sehr schöner Moment. Und der Teamsieg Ende Mai in Freilingen, weil ich gemerkt habe, dass die junge Generation es allein hinbekommen wird und es drauf hat, die 2. Liga zu rocken.
Fehlt ein Einzelsieg in deiner Vita?
Natürlich hätte ich einen Einzelsieg gerne genommen. Ich war mir aber auch immer bewusst, dass es unrealistisch ist, weil es genug Athleten gibt, die schneller laufen können. Daher war ein Sieg nie eine wirkliche Option. Außerdem finde ich es viel schöner, bei Teamrennen gemeinsam das Zielbanner hochzureißen.
Apropos gewinnen. Du hast mit dem DSW vier Meisterschaften in der 2. Liga Süd gewonnen. Ist ein fünfter Süddeutscher Meistertitel das große Ziel?
Natürlich! Wir formulieren es auch als einzige Mannschaft so offensiv, obwohl es noch andere Teams gibt, die dieses Ziel verfolgen. Ich hoffe, dass wir nach dem Auftaktsieg in Freilingen am Rothsee einen weiteren Schritt Richtung Titel machen.
Wir haben eine starke Mannschaft. Ich freue mich besonders, dass Fabian Kraft dabei ist, den ich schon so lange kenne und 2017 mit viel Überredungskunst zum DSW geholt habe. Ich bin jedenfalls sehr optimistisch, dass wir dieses Jahr den Titel holen.
Du bist auch Teamleiter für eure vier Mannschaften in der 1. und 2. Liga. Die Aufgabe machst du weiter?
Man sagt ja, man geht nie ganz. Den Job des Teamleiters will ich weitermachen. Man wird mich auch in Zukunft bei ziemlich vielen Rennen sehen, vielleicht dann mit Kinderwagen oder Babyjogger am Streckenrand (lacht).
Wie hat sich die 2. Liga in den zwölf Jahren, in denen du dabei bist, verändert?
Sie hat sich krass verändert und ist in vielen Belangen deutlich näher an die 1. Liga herangerückt. Und das Niveau ist ein ganz anderes. Mit meiner jetzigen Leistung hätte ich vor zehn Jahren jedes Zweitliga-Rennen gewonnen.
Jetzt in Freilingen lagen die schnellsten 29 Athleten innerhalb von 30 Sekunden. Früher waren es schon mal eineinhalb Minuten, die die Top Ten getrennt haben.
Auf deinen Abschied in der 2. Liga am Rothsee folgt mit dem Römerman in Ladenburg Mitte Juli noch ein letztes Rennen.
Somit schließt sich für mich der Kreis. Ladenburg und Rothsee sind meine Lieblingsrennen und die 2. Liga und der Triathlon-Cup Rhein-Neckar, zu dem Ladenburg zählt, meine Steckenpferde. Deshalb möchte ich meine Karriere auch mit diesen beiden Rennen beenden, die mir so sehr am Herzen liegen.
Saisonrennen Nummer 2 am Rothsee: Gewinnt Darmstadt erneut?
Das zweite Saisonrennen der 2. Triathlon-Bundesliga Süd am Rothsee wird am Samstag über die Sprintdistanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) ausgetragen.
Als Favoriten auf den Tagessieg sind bei den Männern vor allem DSW 12 Darmstadt und das VfL Münster REACard Triathlon Team, der Erste und der Dritte des Saisonauftakts in Freilingen, zu nennen.
Bei den Frauen kommen einige Mannschaften für die Top-Platzierungen in Frage: Timeless Planet Viktoria Augsburg, Mey Post-SV Tübingen, VfL Münster REACard Triathlon Team, DSW12 Darmstadt 2, mind solutions team NIKAR Heidelberg und Tri-Team Freiburg 2.
Das Rennen der Frauen startet um 16:10 Uhr, die Männer folgen um 17:05 Uhr.
Der Veranstalter vor Ort überträgt die Rennen im Livestream.