Marlene Gomez-Islinger: "Genieße es, mich total auf den Sport fokussieren zu können"

02.06.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Marlene Gomez-Islinger (SG Triathlon one Witten) startet seit 2013 in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Wir haben mit ihr über ein Leben als Profi, einen schlechten Start in…

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Marlene Gomez-Islinger (SG Triathlon one Witten) startet seit 2013 in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Wir haben mit ihr über ein Leben als Profi, einen schlechten Start in ihrer Bundesligakarriere und Gespräche mit Anne Haug gesprochen.

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Fühlst du dich als Profi?

Ja, schon. Ich richte mein Leben komplett auf den Sport aus. 2019 ist es bei mir richtig gut gelaufen und ich habe mir dadurch die Möglichkeit erarbeitete, beim Olympia-Qualifikationsevent in Kienbaum dabei zu sein (Olympia und damit auch das Qualifikations-Event wurden aufgrund der Corona-Pandemie verschoben, Anm. d. Red.). Daher habe ich die Entscheidung getroffen, mich 2020 komplett auf den Sport zu konzentrieren. Ich ordne nun alles dem Sport unter und schaue, welche Perspektive das hat.

Wie fühlst du dich damit?

Ich genieße es total, mich total auf den Sport fokussieren zu können. Ohne Schule und Universität. Ich profitiere davon, genug schlafen zu können und dann zu essen, wann es sinnvoll ist und nicht dann, wann ich gerade Zeit dafür habe. Ich merke das auch in meiner Leistungsentwicklung.

Wirst du diesen Weg fortführen?

Ich konnte 2020 aufgrund der Coronakrise bislang keine Wettkämpfe bestreiten. Ich konnte also nicht kontrollieren, ob dieser Weg für mich funktioniert. Ich kann aber sagen, dass mir dieser Weg mir viel Spaß und Freude bereitet. Daher denke ich, dass ich diesen Weg weitergehen werde.

Mit welchen Zielen?

Ich würde wahnsinnig gerne mal in der World Triathlon Series starten. Dort will ich auch eine sehr gute Platzierung erzielen. Top 10 bis Top 15 peile ich an. Ich weiß, dass ist nicht einfach, aber das ist ein Traum von mir. Und ich will es im Weltcup aufs Podium schaffen.

Du bist 2013 erstmals in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gestartet.

Das war beim Mannschaftswettkampf in Buschhütten. Für mich war es natürlich ein besonderes Erlebnis. Aber es war auch ein nicht so schönes Erlebnis. Wir sind als Mannschaft mit Witten Letzter geworden. Das war natürlich keine schöne Erfahrung.

Wie hast du das Rennen damals wahrgenommen?

Ich war sehr aufgeregt. Es war mein erstes Jahr in der U23. Ich wusste nicht genau, wo ich leistungsmäßig stehe, wollte mich behaupten gegen bekannte Athleten.

Ein Jahr später, 2014, warst du im Kraichgau dann Dritte.

Unter den Top drei zu sein, ist immer schön und gut. Es ist ein tolles Gefühl. In den ersten Jahren in der Bundeliga waren meine Leistungen sehr inkonstant. Deshalb ist es mir bislang leider nicht gelungen, ein zweites Mal auf das Podium zu kommen.

Dein erstes Podium hast du in deiner zweiten Bundesligasaison erreicht. War das überraschend für dich?

Es war eine riesen Überraschung. Damit habe ich nicht gerechnet. Es war super cool, es waren einige gute Athleten am Start. Und ich habe gemerkt: Ich kann die schlagen. Man merkt in solchen Situationen, was alles möglich ist. Man möchte dieses Gefühl dann immer und immer wieder erleben.

Welche Rolle spielt die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in deiner Entwicklung?

Eine große Rolle. Es ist für einen jungen Athleten gut zu wissen, dass er im Jahr vier oder fünf Wettkämpfe gegen gute Konkurrenz hat. Und es pusht einen ungemein, den Austausch mit erfahrenen Teammitgliedern zu haben. Ich bin zwei Jahre zusammen mit Anne Haug für Erlangen gestartet. Ich habe ungemein davon profitiert, mich mit so einer Persönlichkeit austauschen zu können. Von ihr konnte ich mir auch für den mentalen Bereich viele Dinge abschauen.

Wie wichtig ist in der Einzelsportart Triathlon der Teamgedanke in Bundesligarennen?

Ich finde das toll, denn es ist neben dem Mixed Relay die einzige Möglichkeit im Triathlon, als Team zu starten. Ich schätze den Teamgedanken seit meiner Zeit in den USA viel mehr wert (Gomez-Islinger hat zwei Jahre in den USA studiert und hat dort für ein Collegeteam an Laufwettkämpfen teilgenommen, Anm. d. Red.). Dort steht der Teamgedanke im Vordergrund und ich finde es wichtig für meine Entwicklung, dass ich das erlebt habe.

Was hast du gelernt?

Man lernt, sich als Individualist zurückzunehmen. Klar, es ist ein hartes Pflaster, wenn das individuelle Wohlgefühl keinen Stellenwert mehr hat. Aber ich habe gemerkt, dass es mich als Athletin härter gemacht hat. Ich würde mit der Erfahrung auf den USA nie wieder aufgeben, wenn es mal nicht so läuft, sondern mich durchbeißen.

Das Team zählt also mehr als der einzelne Athlet.

Das Ergebnis des Teams steht über allem. Man muss sich da schon sehr anpassen und es wird nicht auf die Befindlichkeiten des Einzelnen Rücksicht genommen, wie zum Beispiel auf kleine Wehwehchen. Das ist schon ein anderes Vorgehen als in Deutschland.