Laura Jansen: "Ein Wettkampf im Wohnzimmer fühlt sich irgendwie verrückt an"

17.06.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Laura Jansen vom Team Bad Orb Gesund im Spessart fiebert dem ersten Wettkampf der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga, dem Zwift-Radrennen am 28. Juni, mit Vorfreude entgegen. Im…

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Laura Jansen vom Team Bad Orb Gesund im Spessart fiebert dem ersten Wettkampf der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga, dem Zwift-Radrennen am 28. Juni, mit Vorfreude entgegen. Im Interview erzählt Jansen, die vier Einzelsiege in der ZTSxPaceheads-Zwift-Serie schaffte, wie es ist, Rennen im Wohnzimmer zu fahren und welche Kniffe ihr bei den Siegen geholfen haben.

Laura Jansen hat nach dem ersten Rennen der ZTSxPaceheads-Zwift-Serie von dem Wettkampfformat erfahren. „Ich habe im Internet zufällig entdeckt, dass die Viernheimer Mädels da mitgefahren sind. Ich habe es dann innerhalb unseres Teams angesprochen, ob wir nicht auch noch mitfahren wollen“, erzählt sie. Das Team aus Bad Orb fragte an – und konnte dann ab dem dritten Rennen der Serie noch mitmachen. Die Serie bestand aus acht Rennen, wobei jedes Team zwei Streichergebnisse hatte, bei Bad Orb waren es die ersten beiden Rennen, bei denen das Team nicht dabei war.

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Hattest du vorher Erfahrung mit Zwift?

Ich habe Zwift schon gelegentlich für das Training genutzt. Aber ich bin noch nie ein Rennen mitgefahren. Nur eine Athletin aus unserem Team hatte mit Rennteilnahmen Erfahrung. Sie ist allerdings zuvor auch nur ein einziges Rennen gefahren. Wir sind also alle quasi ins kalte Wasser gesprungen.

War es schwer, sich zurechtzufinden?

Man findet schnell rein und lernt dazu, zum Beispiel, dass man versuchen sollte, den Windschatteneffekt auszunutzen.

Wie fühlt es sich an, zu Hause einen Wettkampf zu absolvieren?

Schon verrückt irgendwie. Man könnte – rein theoretisch – direkt aus dem Bett in den Wettkampf starten. Ich habe versucht, mich so vorzubereiten wie auf einen normalen Wettkampf. Ich bin rechtzeitig aufgestanden, habe ausgiebig gefrühstückt, habe mich mental darauf eingestellt. Ich war am Abend zuvor sogar ein bisschen aufgeregt. Sobald ich mich eine halbe Stunde vor dem Start mit meinem Account eingeloggt habe, kommt dann auch richtig die Vorfreude auf das Rennen.

Ist es nicht trotzdem komisch, nicht Hunderte Kilometer Anfahrt zu haben, sondern zu Hause im Wohnzimmer zu sitzen?

Das ist schon etwas komisch (lacht). Es ist eigentlich schon verrückt, wenn man sich überlegt, dass man gerade einen Wettkampf fährt und das in den eigenen vier Wänden.

Du hast an fünf Rennen der ZTSxPaceheads-Zwift-Serie teilgenommen. Vier Siege und ein zweiter Platz sind dabei eine ziemlich gute Bilanz.

Meinen ersten Sieg habe ich gleich im ersten Rennen geholt, an dem ich teilgenommen habe (dem dritten der Serie, Anm. d. Red.). Ich war richtig überrascht, hatte keine großen Erwartungen. Für mich ging es mehr darum, eine gute Trainingseinheit zu haben. Aber ich habe mich natürlich sehr gefreut über den Sieg.

Kann man solch einen Sieg mit einem Erfolg in einem normalen Rennen vergleichen?

Nein, jeder Teilnehmer hat andere Voraussetzungen, eine andere Rolle, andere Erfahrungen. Es ist ein ganz anderes Rennen als in Realität. Aber ich habe mich natürlich trotzdem über die Siege gefreut und sie geben einem viel Motivation.

Siehst du dich mit deiner starken Bilanz als „Zwift-Expertin“?

(lacht) Experten sind für mich Leute, die in etwas viel Erfahrung haben und sich in etwas gut auskennen. Aber die Rennen scheinen mir zu liegen.

Kannst du dir erklären, warum du bei den Rennen so erfolgreich warst?

Ich habe im Winter viel an meiner Radstärke gearbeitet. Und die Anforderungen im Triathlon sind ganz andere als auf der Rolle. Auf der Rolle ist es entscheidend, wie viel Leistung man im Verhältnis zum Körpergewicht produziert. Bei realen Rennen zählen auch andere Faktoren wie die Technik oder das Bewegen in Gruppen. Gerade in Bundesligarennen ist die Radleistung nicht ganz so entscheidend im Vergleich zur Schwimm- und zur Laufleistung.

Du würdest dich schon als gute Radfahrerin beschreiben?

Würde ich schon sagen (lacht).

Du hast deinen Teamkolleginnen vor den Rennen Tipps geben, wie sie Kraft sparen können.

Den Tipp habe ich von meinem Freund bekommen, er hat sich da reingelesen. Er hat gesagt, dass man bei einer bestimmten Geschwindigkeit, ab 58 km/h, und wenn ein gewisses Gefälle vorliegt, aufhören zu treten und eine aerodynamische Position einnehmen kann, ohne an Geschwindigkeit einzubüßen.

Das Zwift-Radrennen, das am 28. Juni die Saison der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga eröffnet, ist zugleich euer erstes Rennen in der höchsten deutschen Triathlonliga.

Wir freuen uns darauf. Wir hatten als Team nach dem Meistertitel in der Zweiten Bundesliga Süd überlegt, ob wir der Bundesliga gewachsen sind und den Aufstieg annehmen wollen. Jetzt wollen wir unsere Chance nutzen, dabei zu sein. Und wir haben nun die Möglichkeit, diese Saison ohne großen Druck Erfahrung zu sammeln.

Bislang hast du in allen Zwiftrennen, an denen du teilgenommen hast, einen Platz auf dem Podium erreicht. Ist das auch dein Ziel für das Bundesliga-Zwift-Rennen.

Versuchen werde ich es auf jeden Fall.

Das Zwift-Radrennen findet am 28. Juni ab 10 Uhr statt. Ihr könnt es im Livestream auf www.triathlonbundesliga.de verfolgen.