"Neuzugänge müssen auch zu unserer Philosophie passen"
08.05.2025 – thorsten eisenhofer

Adi, du bist gerade (das Interview ist Anfang April geführt worden) auf Lanzarote. Wie läuft‘s?
Es ist super hier, Anne Haug (Ironman-Weltmeisterin 2019, Anm. d. Red.) läuft jeden Tag hier am Apartment vorbei.
Hast du sie schon angesprochen, ob sie 2025 für euer Team in der Bundesliga starten will?
Nein, noch nicht (lacht). Aber sie hat uns zumindest in einer Video-Botschaft viel Glück für die neue Saison gewünscht.
Also Anne startet nicht für euch, drei Neuzugänge habt ihr für 2025 allerdings bekanntgegeben. Wie wirst du auf Athletinnen aufmerksam, die als Neuzugänge in Frage kommen?
Wir haben dafür ein System, das aus vier Bausteinen besteht. Erstens habe ich ein Netzwerk aufgebaut. Dazu gehört vor allem Sven Christian Seele, der mit uns als Scout und Netzwerker arbeitet, aber auch weitere Personen.
Zweitens frage ich bei den Athletinnen unseres Teams nach, ob sie jemanden empfehlen können.
Drittens bekommen wir mittlerweile auch regelmäßig Anfragen von Athletinnen, die gerne für uns starten wollen. Das war in der Anfangszeit in der Bundesliga nicht so.
Viertens läuft viel über eigene Kontakte, über den Besuch von Wettkämpfen, zum Beispiel bei den Rennen des DTU Jugendcups. Dort spreche ich manchmal auch Eltern von Athletinnen an, bei denen ich mir vorstellen kann, dass sie für uns starten.
Was muss eine Athletin mitbringen, damit sie für euch in Frage kommt?
Natürlich zählt vor allem die Leistung. Da die deutschen Top-Athletinnen alle schon bei Teams untergekommen sind, geht es für uns vor allem darum, junge deutsche Athletinnen oder eben Sportlerinnen aus dem Ausland zu verpflichten.
Bei ausländischen Athletinnen ist es mittlerweile Voraussetzung, dass sie im Weltcup oder zumindest im Europacup starten, einfach weil unsere Ansprüche gewachsen sind.
Was sie draufhaben, lässt sich gut über die Athletinnen-Profile auf der Seite von World Triathlon checken. Die Ergebnisse und vor allem die Schwimm- und Laufperformance lassen sich dort gut mit den Resultaten und dem Können unserer Athletinnen vergleichen.
Neben den sportlichen Voraussetzungen müssen sie aber auch zu unserer Philosophie passen, sich von ihrer Persönlichkeit her gut ins Teamgefüge einfügen. Da hatten wir bislang noch keinen Fehlgriff und sind glücklich über die Mischung aus leisen und lauten Charakteren. Damit das so bleibt, frage ich bei meinen Athletinnen nach, ob sie die potentiell Neue kennen, es Vorbehalte gibt.
Wenn eine Athletin für euch interessant ist, wie läuft dann die Kontaktaufnahme?
Da geht mittlerweile sehr viel über Social Media, vor allem über Instagram. Nach der ersten Kontaktaufnahme folgen dann in der Regel Telefonate.
Bei Athletinnen, an denen man Interesse hat, ist es wichtig, sich immer wieder ins Gespräch zu bringen und somit den Kontakt zu halten. Zum Beispiel, in dem man ihnen zu einer guten Leistung bei einem Wettkampf gratuliert.
Wie groß ist bei euch die Erfolgsquote zwischen Kontakt aufgenommen und dann auch verpflichtet?
Sehr hoch. Ich kontaktiere nicht viele Athletinnen, und die meisten davon habe ich von uns überzeugen können (lacht). Aber es kommt natürlich auch mal vor, dass eine Athletin auf eine erste Kontaktaufnahme überhaupt nicht reagiert.
Ich glaube, wir haben auch deshalb so eine gute Quote, weil ich sehr schnell auf Anfragen reagiere. Sonja (de Koning, niederländische Nachwuchshoffnung, Anm. d. Red.) hat nicht nur uns, sondern auch andere Teams angeschrieben. Ich habe sehr schnell reagiert, das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass sie sich für uns entschieden hat, neben dem tollen Gesamtpaket natürlich, was wir unseren Athletinnen anbieten können.
Die Suche nach Neuzugängen klingt nach einem enormen Zeitaufwand.
Ja, ich investiere massiv viel Zeit. Aber es macht richtig viel Spaß, vor allem wenn man auf dem Weg nach oben ist und ein großartiges Team hat.