Jens Roth: "Ohne Kompromiss hätte es nicht funktioniert"

31.03.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Jens Roth (Tri Post Trier) erzählt im Interview, warum erdrei Anläufe in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga brauchte, umerstmals das Ziel zu erreichen, warum er schon gar nicht…

1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga 2020 in Saarbrücken

Jens Roth (Tri Post Trier) erzählt im Interview, warum er drei Anläufe in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga brauchte, um erstmals das Ziel zu erreichen, warum er schon gar nicht mehr an einen Bundesliga-Start geglaubt hat und warum man manchmal mit dem Feiern warten muss.

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Jens, dein Start in die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga verlief unglücklich.

Ich bin 2014 in meinem ersten Bundesligarennen (damals für RSG Montabaur, Anm. d. Red.) in einen Massensturz verwickelt worden, war bewusstlos und bin erst im Krankenhaus wieder aufgewacht. Dort lag ich mit einem zerschnittenen Einteiler und der Anordnung des Arztes, mich nicht bewegen zu dürfen. Ich hatte einen Wirbelbruch. Es war also ein alles andere als toller Einstieg.

Du bist dann ein Jahr ausgefallen.

Es war keine leichte Zeit, ich wusste nicht, ob ich noch einmal so stark werde wie zuvor. Ich bin dann nach Trier gewechselt, Marc (Pschebizin, Teamleiter in Trier, Anm. d. Red.) hat damals begonnen, einen Ligamannschaft mit Jungs aus der Region aufzubauen. Wir haben ganz unten in der Rheinland-Pfalz-Liga angefangen.

Hast du damals gedacht, dass es noch einmal etwas mit einem Bundesligastart werden könnte?

Nein. Ich hätte nie gedacht, dass wir mit einer Truppe aus regionalen Athleten so weit kommen. Wir sind dann bis in die Zweite Liga durchmarschiert und dort immer noch mit der gleichen Mannschaft wie in der Rheinland-Pfalz-Liga gestartet.

Und du hattest nie den Gedanken, woanders hinzugehen, um nochmal in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga zu starten?

Ich habe einen guten Kontakt zu Gerhard (Herrera, Teamleiter in Köln, Anm. d. Red.). Aber ich wollte in der Region bleiben und hatte und habe sehr viel Spaß in dieser doch sehr familiären Mannschaft. Daher war Trier immer das optimale Team für mich. Auch wenn ich dachte, es wird dann bei einem Einsatz in der Bundesliga bleiben.

Das hat dich nicht geärgert?

Damals nicht. Für die Bundesliga muss man ein starker Schwimmer und Läufer sein. Ich war damals kein guter Läufer. Es hätte nie für einen 30. Platz gereicht. Und dann hätte ich den Leuten immer erklären müssen, warum ich als mehrfacher Deutscher Crossmeister in der Bundesliga hinterherhechle, dass das unterschiedliche Rennformate sind, dass man das nicht vergleichen kann.

Doch dann kam 2018 der Moment, als ihr gemerkt habt: auch Trier kann den Aufstieg schaffen.

Es hat im Team super funktioniert, wir hatten einen super Teamspirit. Es ist keiner nur für sich und seine Einzelergebnis gestartet. Es hat sich jeder in den Dienst der Mannschaft gestellt. Wir haben versucht, auf der Radstrecke die schnellen Läufer gut zu positionieren, haben auch mal Radgruppen auseinandergefahren. Es war dann ein unglaublich cooles Gefühl als klar war, wir steigen auf. Wir haben eine kleine Aufstiegsfeier gemacht. Eine Woche später haben wir uns aber auch schon zusammengesetzt, um für die Bundesliga zu planen.

Es war klar, mit dem Konzept, nur auf regionale Athleten zu setzen, wird es in der Bundesliga nicht reichen.

Wir haben einen Kompromiss gesucht und uns darauf geeinigt, dass immer drei regionale Athleten starten. Athleten aus Luxemburg und Australien haben unser Team verstärkt.

Dann folgte 2019 im Kraichgau dein zweites Bundesligarennen. Und wieder bist du nicht in der Ergebnisliste aufgetaucht.

Ich und ein weiterer Athlet aus einer 30- bis 40-köpfigen Gruppe wurden wegen des Überfahrens der Mittellinie disqualifiziert. Wie man auf Bildern aus dem Rennen sehen kann, war es in aufgrund der Gruppengröße aber kaum anders möglich. Aber es war dann halt so, das mussten wir so akzeptieren und standen als Tabellenletzter von Beginn der Saison an mit dem Rücken zur Wand. Es war dann schnell klar, dass es die ganze Saison gegen den Abstieg geht. Wenn man einmal 16., einmal 15. und einmal Elfter wird, steht man immer noch hinten drin.

Ein paar Wochen später hattest du dann in Tübingen dein erstes richtiges Bundesliga-Finish-Erlebnis.

Es hat sich aber sehr, sehr schlecht angefühlt. Ich habe auf dem Rad viel investiert und beim Laufen war ich dann ausgepowert. Ich konnte nicht zeigen, was ich drauf habe.

Immerhin lief es in Berlin besser und ihr konntet den Klassenerhalt feiern.

Wir haben nur drei Leute ins Ziel gebracht. Adam Rudgley als 31., der uns mit seinen guten Platzierungen über die Saison zum Klassenerhalt geführt hat, ich als 40. und Timo Spitzhorn als 44. Dann saßen wir im Zielraum und haben auf weitere Trierer Athleten gewartet. Nur: es kam niemand mehr. Erst später haben wir erfahren, dass zwei Athleten auf der Radstrecke überrundet und aus dem Rennen genommen wurden. Als dann klar war, dass wir den Klassenerhalt trotzdem geschafft haben, haben wir erst einmal eine Flasche Sekt aufgemacht.

Du wartest noch auf dein perfektes Bundesligarennen.

Ich hätte gerne noch ein Ergebnis in den 20er-Rängen. Das wäre ein schöner und versöhnlicher Abschluss nach dem nicht so tollen Start in meine Bundesligakarriere.