Carina Küstner: "Fand es krass, schon um halb fünf auf dem Rad zu sitzen"

08.03.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Carina Küstner (Pro Athletes KTT 01) erzählt, was sie inAustralien gelernt hat, warum sie auf Menschen nun offener zu geht und warumsie 2017 nachtrauert. [[$GalleryElement?…

Die Finals - Berlin City Triathlon 2019

Carina Küstner (Pro Athletes KTT 01) erzählt, was sie in Australien gelernt hat, warum sie auf Menschen nun offener zu geht und warum sie 2017 nachtrauert.

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Carina, du bist 2019 beim Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Berlin gute 19. geworden. Seitdem hast du kein großes Rennen mehr absolviert, aber andere tolle Erfahrungen gesammelt.

Ich war von Oktober 2019 bis Februar 2020 in Australien. Die ersten zwei Monate bin ich durch das Land gereist, dann habe ich noch zwei Monate bei einer Gastfamilie verbracht. Einer übrigens triathlonbegeisterten Familie.

War das Zufall?

Es hat sich zufällig ergeben. Die Familie hatte Triathlontrainer in Deutschland angeschrieben. Gerhard (Herrera, Teamleiter des KTT 01, Anm. d. Red.) meinte zu mir, das ist doch etwas für dich. Es hat dann super gepasst und war eine total coole Zeit. Mein Gastbruder ist dort in der Region (in Queensland, Anm. d. Red.) ein guter Nachwuchstriathlet, mein Gastvater Hobbyathlet.

Was hast du aus sportlicher Sicht mitgenommen?

Ich fand es krass, wie früh dort mit dem Training begonnen wurde. Für uns in Deutschland ist ja sieben Uhr schon früh. Dort saßen wir teilweise schon um halb fünf Uhr auf dem Rad. Wenn man dann die Sonne aufgehen sieht, ist das ein toller Moment.

Super cool fand ich auch, bei einer Radeinheit hinter einem Motorroller herzufahren. Mit 60 Kilometern/Stunde über die Straße zu sausen, war eine neue Erfahrung.

Was hast du für dein Leben aus den vier Monaten mitgenommen?

Ich bin selbstständiger und selbstbewusster geworden. Ich habe gelernt, dass es kein Problem ist, neue Leute kennenzulernen, wenn man offen auf sie zugeht.

War es ein Traum von dir, nach Australien zu gehen?

Ja. Generell ist es ein ziemlicher Trend, nach dem Abitur nach Australien zu gehen. Bei mir war der Wunsch schon seit der Kindheit da. Mein Vater hat nach seinem Studium eine Zeit lang dort gelebt. Da habe ich mir schon vor vielen Jahren Fotos angesehen und gesagt: da will ich auch mal hin.

Hatte der Australien-Trip negative Auswirkungen auf deine Form? Die ersten Wochen hast du nicht trainiert.

Ich weiß nicht, ob es ohne die Zeit in Australien im vergangenen Jahr besser gelaufen wäre. Ich habe meinen Rückflug extra so geplant, dass ich mit in das Trainingslager des Nordrhein-Westfälischen Triathlon-Verbandes nach Mallorca kann. Am Ende des Trainingslagers bin ich leider länger krank geworden. Dann kam Corona.

Du hast seit eineinhalb Jahren keinen großen Wettkampf absolviert. Hast du noch den Ehrgeiz und den Biss, in den Leistungssport zurückzukehren?

Während ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich nie ein Training ausfallen lassen müssen, weil ich lernen musste. Jetzt studiere ich (Biowissenschaften in Münster, Anm. d. Red.). Das Studium geht vor, das Training lege ich so, wie es mit dem Lernen passt. Meine Einstellung hat sich verändert. Trotzdem will ich noch Wettkämpfe machen und auch weiterhin in der Bundesliga starten.

Dein bestes Jahr hattest du 2017 mit Top-15-Platzierungen in der Bundesliga und Rang vier bei der Nachwuchs-DM.

Die Zeit davor ging es mir überhaupt nicht gut. Ich hatte schlechte Rennergebnisse und habe gedacht, ich muss noch mehr trainieren, was natürlich kontraproduktiv war. Irgendwann ist festgestellt worden, dass mein Eisenwert zu niedrig ist. Nachdem die Probleme erkannt worden sind, bin ich extrem viel besser geworden. Der Form von 2017 trauere ich manchmal nach. Es wäre cool, wenn ich an die Leistungen noch einmal anknüpfen könnte.

Hattest du damals den Traum, Profi zu werden?

Ich hatte den Traum, 2018 bei internationalen Wettkämpfen zu starten. 2018 lief dann aber nicht so gut.

Und dann war der Traum ausgeträumt?

Grundsätzlich ist der Gedanke immer noch im Hinterkopf. Aber es ist derzeit sehr unrealistisch, das zu schaffen, weil der Fokus bei mir nicht mehr nur auf dem Sport liegt. Es wäre toll, wenn ich es noch einmal schaffen würde, in einem Rennen der Bundesliga unter die Top 20 zu kommen.