Kölns Lukas Mazur: "Als Spaßvogel ist auf mich Verlass"

31.03.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Lukas Mazur will mit dem Kölner Triathlon Team 01 in der 1.Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga die positive Entwicklung der vergangenenJahre fortsetzen. Der Traum der Mannschaft ist es,…

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Lukas Mazur will mit dem Kölner Triathlon Team 01 in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzen. Der Traum der Mannschaft ist es, mal auf dem Podium in einem Rennen zu stehen. Im Interview berichtet der 24-Jährige über seine Rolle als Team-Spaßvogel, erzählt, warum er vor Wettbewerben der Bundesliga noch immer so nervös ist und erklärt, was er als deutlich wichtiger empfindet, als sein Comeback nach langer Verletzungspause.

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ProAthletes Kölner Triathlon Team 01 InTeam

Lukas, deine Teamkollegen haben dich vergangenes Jahr in unserem Bundesliga-Format InTeam als Mannschaftsclown beschrieben. Bist du das deinem Empfinden nach auch?

Ich würde sagen, es stimmt. Wenn ich mit Leuten vom Verein unterwegs bin, ist auf mich Verlass (lacht). Ich versuche, für gute Stimmung zu sorgen, damit die jungen Athleten lockerer werden. Und wenn die Stimmung gut ist, macht es allen mehr Spaß.

Beschränkt sich das auf den Sport?

Ich bin auch in der Freizeit eher der Spaßvogel, versuche, alles nicht so ernst zu nehmen. Wenn Training oder ein Wettkampf anstehen, bin ich aber schon seriös und konzentriert.

Bist du schon immer ein Spaßvogel?

In die Rolle wächst man hinein. Das hat sich im Verein über die Jahre so ergeben. Früher war ich eher der schüchterne Junge. Durch den Sport hat sich das verändert. Ich fühle mich sehr wohl beim KTT, arbeite als Trainer und helfe auch ansonsten viel im Verein. Da motiviere und bespaße ich andere auch mal gerne.

Seit wann arbeitest du als Trainer?

Ich habe 2014 den C-Trainer Leistungssport gemacht. Seitdem können ambitionierte Nachwuchsathleten zu mir kommen und wir schauen, was sie neben dem offiziellen Vereinstraining noch machen sollen. Beziehungsweise vor allem, was sie nicht machen sollen. Ich schreibe aber auch Trainingspläne für ältere Athleten.

Du schreibst also mehr Trainingspläne, als du selbst Übungsstunden leitest?

Ja, genau. Ich leite einmal die Woche ein Athletiktraining. Ansonsten schreibe ich vor allem Pläne.

Gibt es bereits Nachwuchsathleten, die es bis in die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga geschafft haben?

Ein 17-jähriger Nachwuchsathlet hat mittlerweile das Potential für die Zweite Liga. Er hat sich sehr gut entwickelt. Ihm traue ich in eineinhalb bis zwei Jahren auch zu, in der Bundesliga zu starten.

Ihr habt in Köln eine zweite Mannschaft in der Zweiten Bundesliga, die junge Athleten an die 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga heranführen soll. Da bist du eigentlich ein gutes Beispiel dafür.

Das stimmt. Ich habe 2014 mein Abitur gemacht und danach beschlossen, mich leistungsmäßig ambitioniert auf den Triathlon zu konzentrieren. Ich habe mich dann kontinuierlich mit guten Leistungen in der Zweiten Liga für Einsätze in der Bundesliga empfohlen. Wenn ich fit bin, starte ich in der Regel bei jedem Rennen der Zweiten Liga und kann mit guten Leistungen Ansprüche auf einen Start in der Bundesliga anmelden. Dass ist mir in den vergangenen Jahren ja auch meistens gelungen. Ein bis zwei Starts habe ich eigentlich immer gehabt.

Wie wichtig waren und sind die Rennen der Zweiten Liga für deine Entwicklung?

Es sind andere Formate als im DTU-Jugend-Cup und in der NRW-Liga. Daher sind die Rennen für die Entwicklung von jungen Athleten sehr wichtig. In so einem Zweitligarennen sind 80 Athleten am Start. Das ist eine ganz andere Hausnummer als in einem Jugend-Cup-Rennen. Da nimmt man wertvolle Erfahrungen mit, auch für die Starts in der Bundesliga, wenn dann 80 Sportler gemeinsam auf die erste Boje zu schwimmen und man aufpassen muss, dass man nicht verschüttet wird.

Dein Bundesliga-Debüt war 2015 in Düsseldorf.

Ich kann mich noch gut an das Rennen erinnern. Richard Murray hat gewonnen, Gregor Buchholz ist Deutscher Meister geworden. Beide sind dann anschließend für das Bundesliga-Highlightvideo interviewt worden. In dem Schnitt zwischen den beiden Interviews war dann ich. Ich wurde ebenfalls interviewt – zu meinem Rennen als Bundesliga-Rookie. Ich weiß auch noch, dass ich vor dem Rennen mega nervös war. Es war schon etwas Besonderes, mit all den Granaten am Start zu sein.

Bist du immer noch sehr nervös vor Bundesligarennen?

Ja. Vor Rennen der Zweiten Liga hat die Nervosität deutlich abgenommen. Ich weiß einfach, ohne dass das jetzt abgehoben klingen soll, dass ich an einem normalen Tag eine Top-Ten-Platzierung erreichen kann. Mit dem Wissen macht es einfach Spaß, die Wettkämpfe zu bestreiten. In der Bundesliga dagegen ist die Nervosität noch vorhanden. Da ist die Crème de la Crème am Start. Da geht es richtig ab. Es ist aber zum Glück nicht mehr so schlimm wie beim ersten Mal. Da ist mir tatsächlich vor dem Start kurz die Spucke weggeblieben. Jetzt ist es eher eine positive Nervosität und ich freue mich zu zeigen, was ich kann.

Deine bislang beste Bundesliga-Einzelplatzierung war Rang 41 in Tübingen 2018. Was nimmst du dir noch vor?

An einem guten Tag sollte eine Platzierung zwischen Rang 25 und 30 drin sein.

Als Team habt ihr euch im Gesamtklassement von Rang sieben 2018 auf Platz sechs 2019 gesteigert. Was ist noch möglich?

Wir wollen uns im vorderen Tabellenmittelfeld etablieren. Wenn wir alle einen sehr guten Tag erwischen und es bei der einen oder anderen guten Mannschaft nicht so läuft, ist vielleicht mal ein Platz auf dem Podium in einem Rennen drin. Da brauchen wir aber auch ein bisschen Glück.

Was würdest du gerne sportlich noch erreichen?

Die Bundesliga macht mir momentan extrem viel Spaß. Derzeit habe ich daher keine anderen Ziele. Auf längere Sicht werde ich sicherlich mal eine Mitteldistanz machen. Und als Triathlet landet man ja eh früher oder später auf der Langdistanz.

Welche Bedeutung haben die Wettkämpfe in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga für dich?

Eine große Bedeutung. Viele Menschen stempeln Triathlon immer als Einzelsportart ab. Aber die Wochenenden mit dem Team in der Bundesliga sind das Gegenteil. Es ist eine coole Sache, mit dem Team zu Wettkämpfen zu reisen. Man hat Zeit, sich auszutauschen, tolle Geschichten zu hören, unterhält sich mit jüngeren und älteren Athleten, startet zusammen als Mannschaft.

2019 war triathlonmäßig nicht gerade dein Jahr.

Im März habe ich mich am Ellenbogen verletzt und dufte für sechs Woche nicht schwimmen. In der Folge habe ich vermehrt Laufen trainiert. Die Folge war im April eine Plantarfasziitis. Das ist quasi eine Vorstufe zum Fersensporn. Ich habe gehofft, schnellstmöglich wieder fit zu werden. Mein großes Ziel war das Bundesligarennen im Rahmen der Finals in Berlin Anfang August. Aber im Juli musste ich einsehen, dass das keinen Sinn und die Gesundheit Vorrang hat.

Wie hart ist das, wenn man fast eine ganze Saison kein Rennen bestreiten kann?

Es war schon schwer. Es war das erste Mal, dass ich solch eine hartnäckige Verletzung hatte. Die Kumpels sind bei Wettkämpfen gestartet und du darfst nicht mitmachen. Das ist nicht leicht zu akzeptieren. Aber es hatte auch seine guten Seiten: Ich konnte mich so auf den Abschluss meines Bachelorstudiums konzentrieren und anschließend noch ein Praktikum machen.

Was lernt man aus solch einer Situation?

Dass man dankbar sein wollte, wenn man verletzungs- und schmerzfrei laufen kann. Und dass manchmal weniger mehr sein kann.

Du spielst darauf an, dass du es in der Zeit deiner Ellenbogenverletzung mit dem Lauftraining übertrieben hast?

Ja, ich hatte 2019 den Anreiz, mich im Laufen deutlich zu verbessern. Die Trainingsergebnisse waren sehr vielversprechend. Ich war im Frühjahr so fit und schnell wie noch nie. Leider konnte ich das dann nicht in Wettkämpfen zeigen.

Du hast nun seit rund elf Monaten keinen Wettkampf absolvieren können.

Ich brenne natürlich darauf, wieder einen Wettkampf zu absolvieren. Aber wichtig ist in der aktuellen Situation in Deutschland mit der Coronakrise, dass wir alle gesund bleiben. Der Sport ist schön und gut, hat aber im Vergleich zu dem, was wir hier gerade durchmachen, eine sehr geringe Bedeutung. Momentan sind die persönlichen sportlichen Ziele daher zweitrangig.