5 Dinge, die wir beim Saisonstart im Kraichgau gelernt haben

05.06.2018 –  Thorsten Eisenhofer

Es sind oft die kleinen Geschichten am Rande, die den Sport neben dem nackten Ergebnis ausmachen. Die Athleten sind nach dem Rennen nach Hause gefahren, werten in Ruhe ihren Wettkampf aus, ziehen…

Es sind oft die kleinen Geschichten am Rande, die den Sport neben dem nackten Ergebnis ausmachen. Die Athleten sind nach dem Rennen nach Hause gefahren, werten in Ruhe ihren Wettkampf aus, ziehen Schlüsse und versuchen ihre Sache beim nächsten Mal noch besser zu machen. Auch wir haben im Kraichgau wieder Einiges aufgeschnappt und dazugelernt, was wir nicht für uns behalten möchten. Fünf kurze Anekdoten vom Saisonauftakt am Hardtsee...

1 | Der Nachwuchs holt auf

Gerade einmal 15 Jahre ist Franca Henseleit jung. Unbekümmert und frech eroberte die Schülerin des Berthold-Brecht-Gymnasium in Nürnberg am Samstag die Herzen der Triathlonfans. Nur als 32. beendete der Youngster nach zehneinhalb Minuten die Schwimmpremiere in der höchsten Triathlonliga Deutschlands. Danach drehte der Neuzugang des ProAthletes KTT 01 auf. Den schnellsten aller 52 Radsplits spuckte die Zeitmessung am Ende des Rennens für Henseleit aus. Auch beim Laufen behauptete sie sich gegen die erfahrene nationale und internationale Konkurrenz. Der Lohn für die A-Jugendliche: Platz acht im Feld der 53 Frauen. Ähnlich stark trumpften Lara Ungewickell (Jahrgang 2001) vom TuS Neukölln Berlin als Neunte und Sophie Rohr (Jahrgang 2000), ebenfalls im Trikot des ProAthletes KTT01, als Zehnte auf. Beste U23-Athletin war Ursula Trützschler (TSV Amicitia Viernheim), die nach 56:27 Minuten als Sechste ins Ziel kam.

2 | Knapper geht's nicht

Die Bilder gingen um die Welt. Lisa Nordén - 2017 selbst noch im Kraichgau am Start - und Nicola Spirig sprinteten im Sommer 2012 im Londoner Hyde Park um olympisches Gold. Erst das Zielfoto gab den Ausschlag für die Schweizerin. Eine Kopie dieses packenden Finishs erlebten die Zuschauer erstmals auch im Kraichgau. Dieses Mal im Fokus: Australiens Tamsyn Moana-Veale und ihre Trainingskollegin Zsófia Kóvacs aus Ungarn. Fotofinish. Wohl eine der knappsten Entscheidungen in der Geschichte der 1. Triathlon-Bundesliga. Das Zielfoto hat Moana-Veale knapp vorn - nur wenige Hundertstelsekunden entscheiden zu Gunsten der 24-jährigen gebürtigen Neuseeländerin.

3 | Die Liga lebt vom Teamgeist

Nicole Dülks vom Schwalbe Team Krefelder Kanu Klub wurde am Samstagabend in der dritten Radrunde vom großen Feld überrundet. Eine sportliche Niederlage war das für die 39-Jährige, die vor Jahren für Krefeld auf Punktejagd war und ihre Triathlonkarriere längst beendet hat, aber nicht. Weil Teamleiter Guido Pesch kurzfristig gleich zwei Athletinnen ausgefallen waren, stand Dülks im Kraichgau doch noch einmal an der Startlinie. Wäre sie nicht eingesprungen, hätten die Krefelderinnen nicht antreten dürfen - und Tamsyn Moana-Veale wäre nicht zu ihrem ersten Sieg in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gekommen. Dülks und ihre beiden australischen Teamkolleginnen landeten trotzdem auf Platz sieben der Tages-Teamwertung. Eine bemerkenswerte Leistung. 

4 | Von 50 auf 3 in 49 Minuten

Keinen Pfifferling wetteten selbst Triathlonkenner nach dem Schwimmen im Hardtsee noch auf Jorik van Egdom. 59 Sekunden nach Top-Schwimmer Timo Hackenjos war der Niederländer als 50. der 80 Starter aus dem Wasser gesprungen. Eine halbe Ewigkeit bei einem Rennen über die Sprintdistanz. Doch der U23-Triathlon-Weltmeister von 2016 steckte nicht auf. Die zehnt-schnellste Radzeit brachte ihn ins Hauptfeld und bis auf 30 Sekunden an die Spitzengruppe heran. Danach zündete der Star von Triathlon Potsdam den Turbo und sammelte einen Athleten nach dem anderen ein. Sagenhafte 14:12 Minuten standen am Ende für die knapp fünf Laufkilometer zu Buche. Das konnte Van Egdom selbst kaum glauben. In einer Zeit von 49:27 Minuten lief er noch aufs Einzelpodium. Sein Team wurde sogar Tageszweiter.

5 | Achtung, die Aufsteiger kommen!

Neben den Frauen vom TuS Neukölln Berlin, die als Fast-Absteiger 2017 am Hardtsee sensationell den Sprung aufs Podium der Teamwertung schafften, überzeugten im Kraichgau vor allem zwei Aufsteigerteams aus dem Süden. SV Nikar Heidelberg, eins der jüngsten Teams der Liga und Zweitliga-Meister 2017, landete bei seiner Premiere dank einer geschlossenen Teamleistung auf dem glänzenden siebten Platz. Tagesbester war Gabriel Allgayer, der mit der 13. Laufzeit als 18. das Ziel erreichte. Von sich selbst am meisten überrascht war das Quartett des Mey Post-SV Tübingen. Die Mannschaft von Teamleiterin Tanja Schneider kam nach Addition der Platzierungen ihrer drei schnellsten Athletinnen auf 58 Punkte - Platz sechs. Greta Groten schaffte es sogar unter die Top 20. Damit dürften die Tübingerinnen nicht nur hochmotiviert nach Düsseldorf und Münster reisen - sondern bei ihrem Heimspiel am 5. August am Neckar noch mehr Fans an die Strecke locken. 

Die schönsten Bilder der beiden Rennen im Kraichgau haben wir hier zusammengestellt: Frauen | Männer