Chris Ziehmer: "Man wird auch mal von einem der großen Jungs gebremst"

01.12.2020 –  Thorsten Eisenhofer

Chris Ziehmer blickt auf mittlerweile drei Jahre in der 1.Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga zurück – zwei davon mit dem Team NikarHeidelberg, eines mit dem Hylo Team Saar. Wir haben mit…

Bitburger 0,0 Triathlon Bundesliga

Chris Ziehmer blickt auf mittlerweile drei Jahre in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga zurück – zwei davon mit dem Team Nikar Heidelberg, eines mit dem Hylo Team Saar. Wir haben mit ihm über die Lehren aus schwarzen Tagen, Ansagen von erfahreneren Athleten und seinen Zwillingsbruder, der erst den gleichen Weg und dann einen ganz anderen einschlägt, gesprochen.

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Chris, Triathlon hast du zusammen mit deinem Zwillingsbruder Jannick begonnen. Er hat dann irgendwann aufgehört. Ist er noch sportlich aktiv?

Ein guter Freund von unserem Onkel ist Markus Merk (ehemaliger deutscher Fußball-Schiedsrichter, der wie die Ziehmers aus der Nähe von Kaiserslautern stammt, Anm. d. Red.). Dadurch ist er auf die Schiedsrichterei gekommen und versucht, dort Karriere zu machen. Er pfeift mittlerweile schon bis in die Oberliga und geht noch viel laufen und Rad fahren, um sich fit zu halten.

Wer war früher der bessere Triathlet von euch?

Das war oftmals von Wochenende zu Wochenende unterschiedlich. Im ersten Jahr Jugend B war er besser. Im zweiten Jahr Jugend B war ich dann Deutscher Meister, da hat Jannick schon mehr auf die Schiedsrichterei gesetzt.

Triathlon-Talent habt ihr also beide.

Er hätte es auch in die Bundesliga schaffen können.

Dir hat man ja eine Bundesligakarriere auch schon früh vorausgesagt.

Als ich vor sechs Jahren in den saarländischen Landeskader aufgenommen wurde, hat Micha Zimmer (Teamleiter des Hylo Teams Saar) zu mir gesagt: Irgendwann startest du für uns. Es ist natürlich toll, dass Michas Prophezeiung wahrgeworden ist und ich nun endlich für sein Team starte.

Zuvor bist du drei Jahre für das Team Nikar Heidelberg gestartet, zwei davon in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga. Was hat sich durch den Wechsel geändert?

Bei Nikar stand der Spaß im Vordergrund. Jetzt steht man mit vier super motivierten Jungs an der Startlinie, die alle das Ziel haben, zumindest auf das Podium zu kommen und im besten Fall Buschhütten zu schlagen. Das steigert die Erwartungen an einen natürlich enorm.

Was hast du aus der Zeit in Heidelberg mitgenommen?

Dass die Rennen in der Bundesliga etwas ganz anderes als die Wettkämpfe im Deutschland-Cup sind. Du musst die ganze Zeit vom Kopf her da sein, sonst bist du ganz schnell auch mal am Ende der Gruppe und dann wird es hart.

Gleich in eurem ersten Bundesliga-Rennen nach dem Aufstieg habt ihr im Kraichgau mit Rang sieben überrascht.

Wir kamen da hin, hatten keine Erwartungen. Und dann ist es einfach gelaufen. Wir haben uns gar nicht mit der Tageswertung beschäftigt. Dann kam nach dem Rennen plötzlich Olli (Der Teammanager, Anm. d. Red.) im Ziel zu uns und schrie: Wir sind Siebter. Da waren wir natürlich mega happy.

Im kommenden Jahr gehst du in deine vierte Bundesliga-Saison. Wie hoch sind deine Erwartungen an dich selbst mittlerweile?

Das Ziel ist es, konstant unter die Top Ten in der Einzelwertung zu kommen. Das ist auch nötig, wenn wir als Team unsere Ziele erreichen wollen, Busschütten zu schlagen. Ich traue mir Top-Ten-Platzierungen auch zu.

Dieses Jahr konntest du coronabedingt nur wenige Wettkämpfe absolvieren. Ein verlorenes Jahr?

Ich finde, es war kein verlorenes Jahr. Ich hätte natürlich gerne mehr Wettkämpfe bestritten, aber ich habe das Jahr genutzt, um an meinen Schwächen zu arbeiten. Es war ein Jahr, um zu lernen. Ich habe leistungsmäßig auf jeden Fall einen Sprung gemacht. Nun hoffe ich, dass ich das im kommenden Jahr zeigen kann.

Du trainierst nun seit etwa einem Jahr in der Gruppe von Daniel Unger und Christian Weimer.

Von den Erfahrungen von Daniel und Christian, natürlich aber vor allem von den vielen Athlet*innen mit internationaler Erfahrung profitiere ich ungemein. Die starten ja zum Teil seit Jahren auf höchstem Niveau. Da tauscht man sich aus, da schaut man sich einiges ab. Und man wird auch mal von einem der großen Jungs gebremst, wenn man übermotiviert ist (lacht).

Wie zeigt sich das?

Da bekommt man bei einer Radausfahrt schon mal gesagt, dass man etwas langsamer machen soll.

Und machst du das dann auch?

Erst denkt man, egal, dass Tempo ist doch auch so noch entspannt. Aber wenn man länger darüber nachdenkt, merkt man, der hat Recht. Es bringt ja nichts, sich in den ersten beiden Wochen der Vorbereitung schon alle Lichter auszuknipsen.

2018 und 2019 hattest du viele internationale Starts.

Das war ein wichtiger Prozess und eine coole Erfahrung. In den Rennen des DTU-Jugendcups sind zehn gute Schwimmer dabei. Im Junioren-Europacup sind es dann plötzlich 60.

Du hast einige Top-Platzierungen im Junioren-Europacup erreicht. Höhepunkt sollte eigentlich die Junioren-EM 2018 werden.

Schwieriges Thema. Das war einer der schwärzesten Tage meiner Karriere, ich denke ungern daran zurück. Ich habe mich in den Tagen vorher schon nicht gut gefühlt und fühlte mich am Start völlig entkräftet und bin dann beim Radfahren ausgestiegen.

Welche Lehren hast du daraus gezogen?

Es ist wichtig, auf seinen Körper zu hören, dass man eigensinnige Projekte besser lassen sollte und dass es enorm wichtig ist, ausgeruht an der Startlinie zu stehen.

Wie schwierig ist der Übergang von den Junioren zur U23?

Ich habe mich bei meinen beiden Starts dieses Jahr im Elite-Europacup sehr wohl gefühlt. Dazu trägt auch die Erfahrung aus der Bundesliga bei, weil man sich da von Anfang an mit großen Namen wie Richard Murray oder Ryan Sissons messen kann. Die Unterschiede zu einem Europacuprennen sind dann gering.