"Der Weg in die Weltspitze ist noch möglich"

11.08.2021 –  Thorsten Eisenhofer

Mika Noodt (Triathlon Team DSW Darmstadt) surft derzeit auf der Erfolgswelle. Beim Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga in Nürnberg ist der 20-Jährige jeweils Dritter im Einzel und mit dem Team geworden. Wir haben mit ihm und über den schnellen Weg bergauf, den Spagat zwischen Sprint-/Kurz und Mitteldistanz und über rosige Zukunftsaussichten gesprochen.

Mika Noodt

Mika, Dritter im Einzel, Dritter im Team. Das muss am Sonntag eine heitere Heimfahrt bei euch Darmstädtern gewesen sein.

Die Stimmung war echt gut, obwohl wir zwischenzeitlich im Stau standen. Jeder hatte seine Renngeschichte zu erzählen. Uns ist echt nicht langweilig geworden.

Habt ihr nur viel gequatscht? Oder auch viel rumgeblödelt?

Mit der Zeit ging das Erzählen ins Rumblödeln über (lacht).

Hast du schon realisiert, was du am Sonntag erreicht hast?

Ja. Ich hatte am Montag trainingsfrei und trainiere diese Woche generell etwas weniger. Somit habe ich Zeit, um runterzukommen und um nachzudenken. Für mich persönlich ist der dritte Rang neben meinem Sieg beim Ironman-70.3-Rennen in Les Sables der größte Erfolg meiner Karriere. In der Außenwahrnehmung ist der Mitteldistanzsieg sicherlich bedeutender gewesen. Aber für mich persönlich bedeutet der dritte Rang am Sonntag echt viel.

2018 bin ich erstmals in der Bundesliga gestartet. Mein Ziel war es, in der ersten Hälfte des Tableaus zu landen, also unter den Top 40. Die Athleten, die sich unter den ersten Fünf platziert haben, waren Topstars für mich. Jetzt, drei Jahre später, bin ich selbst unter den Top fünf.

Es ging für dich sehr schnell nach oben.

Das vergangene Jahr hat mir geholfen. Ich konnte konstant trainieren und mich dadurch sehr gut weiterentwickeln. Jetzt zahlt sich alles aus, auch das Durchhalten in den schwierigen Momenten, als die Wettkämpfe so weit weg waren.

Hast du vor ein paar Wochen ein Top-3-Ergebnis in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga für möglich gehalten?

Nicht wirklich. Top-Ten-Platzierungen waren für dieses Jahr mein Ziel. In Berlin war ich 18. Henry (Graf, Vereins- und Trainingskollege, Anm. d. Red.) ist dort Dritter geworden. Sein Erfolgserlebnis hat mir unheimlich geholfen, weil ich weiß, dass er leistungsmäßig auch kein Außerirdischer ist. Erwartet habe ich einen dritten Platz nicht, aber ich wusste, dass, wenn alles zusammenkommt, eine sehr gute Platzierung möglich ist.

Ist in Nürnberg alles zusammengekommen?

Es war jedenfalls kein Glück dabei. Es war ein gutes Rennen, ich habe keinen Fehler gemacht.

Mit der Mannschaft seid ihr nun Dritter im Gesamtklassement. Ist es das Ziel, den Platz im abschließenden Saisonrennen in Saarbrücken zu verteidigen?

Wir wollen den dritten Rang halten. Das Format mit dem Teamrennen kommt uns entgegen. Henry ist wieder dabei. Man muss sich das auch mal vorstellen: Wir sind Dritter, obwohl Henry als unser bester Athlet nur bei einem von drei Rennen am Start war.

Du hast das bereits angesprochene Ironman-70.3-Rennen gewonnen, warst beim Bundesligarennen in Potsdam Achter im Prolog, hast den Frankfurt City Triathlon und den Heidelberg Man gewonnen. Kommt dir die Saison bislang wie ein Traum vor?

Absolut. Seit Potsdam läuft es. Der achte Platz hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das Mitteldistanzrennen in Frankreich hat natürlich alles übertroffen. Wenn es bei zwei Rennen innerhalb von acht Tagen gut läuft, dann flutscht es, dann ist man im Stimmungshoch, reitet auf der Welle.

Deine Erfolgswelle „reicht“ von der Supersprint- bis zur Mitteldistanz. Wie ist das möglich?

Gute Frage. Ich weiß es selbst nicht genau. Anscheinend sind aus körperlicher Sicht die Unterschiede zwischen einer Supersprint- und einer Mitteldistanz doch nicht so groß. Was ich sagen kann: Ich habe einen guten Instinkt für die entscheidenden Rennsituationen. In Potsdam zum Beispiel habe ich einen sehr schnell Wechsel hinbekommen, war fünf Sekunden schneller als andere. Und fünf Sekunden, das waren in Potsdam schon fünf bis sechs Plätze. Und der Kopf ist wichtig: Viele dachten vor dem Mitteldistanzrennen, der Mika macht das mal zum Spaß. Ich aber habe daran geglaubt, dass ich dort gut performen werde.

Siehst du deine Zukunft auf der Mitteldistanz?

Nach dem Rennen in Frankreich habe ich gedacht: ja. Aber die Wettkämpfe in Nürnberg und Heidelberg haben mir gezeigt, dass es besser ist, abzuwarten. Ich werde nun erst einmal die 70.3-WM machen und dann werde ich in Ruhe darüber nachdenken. Meine Tendenz geht dahin, weiterhin zweigleisig zu fahren. An Athleten wie Gustav Iden sieht man, dass das eine das andere nicht ausschließt.

Ist die Weltspitze über die kurzen Distanzen noch möglich?

Ich weiß, dass es auf der Mitteldistanz realistischer ist. Aber der Weg in die Weltspitze auf den kurzen Distanzen ist noch nicht zu, obwohl ich im Vergleich zu einem Henry Graf in den jungen Jahren nie so gut war.